
Wertschätzung von Mitarbeitern im Arbeitsalltag: Was bedeutet das?
Wertschätzung von Mitarbeitern im Arbeitskontext bedeutet, Menschen in ihrer Einzigartigkeit anzuerkennen und ihnen zu zeigen, dass ihre Leistungen und ihr Beitrag zählen. Unabhängig von Hierarchie- und/oder Funktion begegnen sich Menschen mit gegenseitigem Respekt. Dabei geht es nicht um oberflächliches Lob oder finanzielle Anreize wie Boni und Gehaltserhöhungen, sondern um ehrliche und nachhaltige Anerkennung. Wertschätzung zeigt sich in der Haltung mit der anderen Personen begegnet wird.
WICHTIG: Jeder Mensch versteht unter Wertschätzung etwas anderes und daher ist es wichtig als Team oder Unternehmen zu definieren, was ihr unter Wertschätzung versteht. Ansonsten sind Missverständnisse und Unzufriedenheit vorprogrammiert.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Deine Führungskraft zeigt Wertschätzung, indem sie regelmäßig Feedback gibt, weil sie das selbst als wertvoll empfindet. Du hingegen würdest dir eher ein einfaches ‚Danke‘ wünschen. Da jeder Wertschätzung anders wahrnimmt, kann es zu Missverständnissen kommen.
Die Definition von konkreten Verhaltensweisen ist für viele Teams anfänglich eine Herausforderung – es lohnt sich jedoch dies einmal zusammen im Team zu erledigen, damit alle das gleiche Verständnis von Wertschätzung haben.
In diesem Beitrag erfährst du:
🔹Warum Wertschätzung von Mitarbeitern für Unternehmen wichtig ist
🔹Warum Wertschätzung eine Teamaufgabe ist
🔹Praktische Tipps, um eine Kultur der Wertschätzung in deinem Unternehmen zu etablieren
Warum Wertschätzung von Mitarbeitern für Unternehmen wichtig ist?
Wertschätzung von Mitarbeitern ist mehr als nur ein nettes Wort oder eine höfliche Geste – sie hat eine tiefgreifende Wirkung auf das Arbeitsklima und den Unternehmenserfolg. Eine gelebte Kultur der Wertschätzung schafft Vertrauen, fördert Zusammenarbeit und stärkt das Miteinander.
Und das Beste: Wertschätzung kostet nichts, aber ihr Nutzen ist unbezahlbar.
Hier einige der wichtigsten positiven Effekte:
1. Stärkung der Mitarbeiterbindung
Menschen, die sich wertgeschätzt fühlen, identifizieren sich stärker mit ihrem Unternehmen. Sie engagieren sich über ihre eigentlichen Aufgaben hinaus und fühlen sich als wichtiger Teil des Teams.
Laut dem Gallup Engagement Index 2024 ist die emotionale Bindung von Mitarbeitenden an ihr Unternehmen weiterhin erschreckend niedrig. Und die potenziellen Kosten dieser fehlenden emotionalen Bindung kosten die deutsche Wirtschaft zwischen 132,6 und 167,2 Milliarden Euro.
2. Steigerung der Motivation und Leistungsbereitschaft
Anerkennung und ehrliches Feedback motivieren dazu, das Beste zu geben. Wer Wertschätzung erfährt, arbeitet mit mehr Freude, Einsatzbereitschaft und Kreativität.
Laut Gallup machen viele Mitarbeitende nur noch Dienst nach Vorschrift. Doch woran liegt das? Die Selbstbestimmungstheorie von Deci & Ryan zeigt, dass Motivation besonders stark von drei Faktoren abhängt:
- Kompetenz – das Gefühl, auf etwas Einfluss nehmen zu können und Ergebnisse zu erzielen.
- Autonomie – die Wahrnehmung, eigene Entscheidungen treffen zu können.
- Soziale Eingebundenheit – das Erleben von Zugehörigkeit und gegenseitiger Bedeutung.
Wertschätzung zahlt direkt auf diese Faktoren ein: Wenn Mitarbeitende Anerkennung für ihre Arbeit erfahren, erleben sie sich als wertvollen Teil eines Ganzen. Das führt zu höherer Motivation und mehr Engagement.
3. Geringere Fluktuation
Mitarbeitende, die sich wertgeschätzt fühlen, bleiben ihrem Unternehmen eher treu. Wertschätzung schafft eine emotionale Verbindung zum Arbeitsplatz, reduziert Wechselgedanken und senkt die Kosten für Neubesetzungen – ein entscheidender Vorteil in Zeiten von Fachkräftemangel und Kostendruck.
4. Verbesserung von Wohlbefinden und Zufriedenheit
Wertschätzung reduziert Stress, stärkt das psychische Wohlbefinden und sorgt für ein positives Arbeitsumfeld. Mitarbeitende, die sich anerkannt fühlen, sind zufriedener, gesünder und erleben weniger Belastung. Das wiederum steigert ihre Produktivität und Kreativität – ein entscheidender Faktor für langfristigen Erfolg.
Wertschätzung ist ein einfaches, aber äußerst wirksames Tool, um eine positive Unternehmenskultur zu fördern und die besten Rahmenbedingungen für produktives, gesundes und zufriedenes Arbeiten zu schaffen.
Wertschätzung als Teamkultur – Verantwortung aller, nicht nur der Führungskraft
Häufig wird Wertschätzung als reine Führungsaufgabe gesehen: „Sag öfter Danke“, „Hör aktiv zu“ oder „Erkenne Erfolge an“. Diese Aspekte sind wichtig, aber nur ein Teil bei der Entwicklung einer wertschätzenden Arbeitsatmosphäre. Denn eine Wertschätzungskultur entsteht erst, wenn sie von allen im Team aktiv gelebt wird.
Hier kommt der Circle of Influence von Stephen R. Covey ins Spiel: Anstatt darauf zu warten, dass andere mit Wertschätzung beginnen, kann jeder selbst den ersten Schritt machen. Indem wir unser direktes Umfeld durch unser eigenen Verhalten positiv beeinflussen, können wir eine Kettenreaktion auslösen. Das bedeutet: Wertschätzung beginnt nicht bei „den anderen“ oder „der Führung“, sondern bei uns selbst.

Teams, die Wertschätzung als festen Bestandteil ihrer Kultur etablieren, profitieren von:
- Besserer Zusammenarbeit – Offene, wertschätzende Kommunikation fördert Vertrauen und Teamgeist.
- Höherer Innovationskraft – Wer sich sicher fühlt, bringt eher neue Ideen ein und geht Risiken ein.
- Gesteigerter Arbeitszufriedenheit – Ein Umfeld, in dem Anerkennung und Respekt gelebt werden, macht Arbeit sinnstiftender und angenehmer.
Jede:r kann heute damit anfangen. Wertschätzung ist kein einmaliges Ereignis, sondern eine bewusste Entscheidung – jeden Tag aufs Neue.
Praktische Methoden zur Förderung von Wertschätzung im Team
1. Die Wertschätzungsdusche – ein Gamechanger für Teams
Die Team-Mitglieder teilen miteinander, welche Stärken oder Eigenschaften sie bei ihren Kolleg:innen wahrnehmen und wertschätzen. Das Format kann sowohl in Präsenz als auch virtuell durchgeführt werden.
Dafür werden auf eine (virtuelle) Pinnwand die Namen aller Teilnehmenden geschrieben. Danach haben alle 5-10 Minuten Zeit, um ihre Wertschätzung für die Kolleg:innen auszudrücken. Und im Anschluss lesen sich die Teammitglieder die Beiträge beim eigenen Namen durch.
Meiner Erfahrung nach stößt anfänglich auf Skepsis und wird als „Psychokram“ 😉 belächelt – bis zu dem Zeitpunkt, wenn die Teilnehmenden lesen, wofür anderen sie wertschätzen. Probiert es aus, die Wirkung ist magisch – das geht runter wie Öl.
2. Wertschätzungs-Check-ins in Meetings etablieren
Zu Beginn eines Meetings nimmt sich das Team eine Minute Zeit, um positive Aktionen von Kolleg:innen hervorzuheben. Das fördert ein bewusstes Wahrnehmen der Stärken im Team und sorgt dafür, dass Wertschätzung kontinuierlich praktiziert wird. Mehr zu Meeting Check-Ins erfährst du in meinem Artikel: Die besten Check-in Fragen für Meetings: So startest du produktiv
3. Wertschätzungs-Challenges – Spielerisch zur neuen Gewohnheit
Eine Challenge, die Wertschätzung im Alltag verankert: Jedes Teammitglied wertschätzt täglich jemanden auf einem Wertschätzungsboard – nennt aber nur den Grund, nicht den Namen. Das Team muss raten, wer gemeint ist und Ende der Woche wird aufgelöst. Diese Methode kann digital oder in Präsenz stattfinden.
4. Aktives Zuhören mit der Methode der 4 Ebenen des Zuhörens (nach Claus Otto Scharmer)
Echtes Zuhören ist eine unterschätzte Form der Wertschätzung, nicht nur bei Führungskräften auch bei Mitarbeitenden.
Claus Otto Scharmer beschreibt vier Ebenen des aktiven Zuhörens. Bei jeder Ebene steht ein anderer Aspekt im Vordergrund und gleichermaßen sind alle 4 Ebenen beim aktiven Zuhören wichtig.
Folgende Ebenen definiert Scharmer:
- Downloading: Zuhören, um zu antworten – Bestätigung eigener Annahmen.
- Faktisches Zuhören: Offene Haltung, um neue Fakten zu erfahren.
- Empathisches Zuhören: Wahrnehmen und Nachfragen zu Emotionen.
- Schöpferisches Zuhören: Vollkommen neue Perspektiven entstehen lassen.
Teams können die vier Ebenen des Zuhörens durch gezielte Übungen trainieren.
Beispielhafter Ablauf:
Zunächst werden folgende Rollen im Team verteilt:
- Erzählender
- Faktisches
- Empathisches
- Schöpferisches Zuhören
Die Rolle des Downloadings gibt es nicht, weil wir das ständig im Alltag machen 😉.
Dann geht’s los:
2 Runden mit folgendem Ablauf:
- Bericht: Erzählende berichtet 5 Minuten über ein Thema seiner Wahl (z.B. aus einer Themenauswahl)
- Zuhören: Die anderen Teammitglieder hören gemäß ihrer Rolle zu
- Reflexion: Die Zuhörenden berichten, welche Beobachtungen sie gemacht haben
- Rollentausch und zweite Runde
Gesamtreflexion: Das Team reflektiert die Übung und was sie daraus mitgenommen haben.
Durch diese oder andere Übungen können Teams lernen, bewusster zuzuhören und so die Zusammenarbeit verbessern.
Fazit: Wertschätzung beginnt mit kleinen Gesten
Wertschätzung von Mitarbeitern ist keine Einmal-Aktion, sondern eine kontinuierliche Praxis. Sie funktioniert nicht nur von oben nach unten, sondern lebt vom gesamten Team. Wer echte Wertschätzung in den Arbeitsalltag integriert, wird mit motivierteren, engagierteren und produktiveren Mitarbeitenden belohnt.
Probier‘s doch direkt mit deinem Team aus aus oder buche dir direkt einen Termin – ich unterstütze dich gerne.
Quellen
Covey, S.R. (2018). Die 7 Wege zur Effektivität. GABAL Verlag
Deci, E. L., & Ryan, R. M. (1985). Intrinsic Motivation and Self-Determination in Human Behavior. New York, NY: Plenum
Gallup (2024). Engagement Index Deutschland 2024 (abgerufen am 25.03.2025)
Scharmer, C.O. (2014). Zuhören ist nicht gleich zuhören (abgerufen am 25.03.2025)