Lernen aus Fehlern - wie Unternehmen es schaffen Fehler in Erfolg zu verwandeln.

Warum Unternehmen aus Fehlern lernen sollten

„Ich bin nicht gescheitert. Ich habe haben 10.000 Wege entdeckt, die nicht funktioniert haben.“

(Thomas Edison)

 

Das Problem – Fehler werden vertuscht statt genutzt

Fehler passieren. Jeden Tag. Aber statt sie zu nutzen, kehren viele Unternehmen und Mitarbeitenden sie lieber unter den Teppich oder reden sie schön.

Das Problem? Dieselben Fehler passieren immer wiederteuer, frustrierend und auf Dauer schädlich für Kreativität, Innovationen und Vertrauen.

Denn eine Kultur, die Fehler tabuisiert, bremst Innovationen aus. Wer Angst hat, für Fehler abgestraft zu werden, wird weniger experimentieren – und genau das ist Gift für Weiterentwicklung und Fortschritt.

Lernen aus Fehlern ist nicht nur eine Redewendung – es ist eine Fähigkeit, die Unternehmen aktiv fördern sollten.

Erkenntnisse aus der Forschung – Lernen wir wirklich aus Fehlern?

Wir lernen mehr aus den Fehlern anderer als aus unseren eigenen – klingt verrückt, oder?

Doch genau das zeigt die Forschung von Eskreis-Winkler & Fishbach.

Warum? Weil eigene Fehler oft unangenehme Emotionen auslösen und wir sie lieber verdrängen.

Deshalb sollten Unternehmen Scheitern gemeinsam reflektieren – und hier kommen Failure Talks ins Spiel.

In diesem Beitrag erfährst du:

  • Was ein Failure Talk (Fuckup Talk) ist und wie er funktioniert
  • Wie Unternehmen eine offene Fehlerkultur fördern können
  • Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für deinen ersten eigenen Failure Talk
  • Bonus: Hol dir ein kostenloses Failure Talk Template! 🎁

 

Was ist ein Failure Talk?

Eigentlich ist das Format unter dem Begriff Fuckup Night bekannt, da ich persönlich das Wort Failure besser finde, spreche ich in diesem Artikel von Failure Talks.

Was ist ein Failure Talk? Und wie kann er beim Lernen aus Fehlern behilflich sein?

Ursprung und Idee der Failure Talks

Die Idee der Fuckup Nights entstand in Mexiko – als Gegenbewegung zur klassischen Erfolgskultur.

2012 saßen ein paar Freunde in Mexiko zusammen und erzählten von ihren größten Fails. Schnell merkten sie: Diese Gespräche tun gut – und sind unglaublich lehrreich.

So entstand die Idee der Fuckup Nights – statt sich nur mit Erfolgsgeschichten zu schmücken, geht es darum, gescheiterte Projekte, Fehlentscheidungen und ihre Konsequenzen ehrlich zu teilen.

Ziel ist es, voneinander zu lernen und die Angst vor Fehlern abzubauen.

Wie ein Fuckup Talk funktioniert

Bei einer Fuckup Night geht es darum, das Thema Scheitern locker, offen und gerne auch mit einer Prise Humor anzugehen.

Denn Fehler passieren – und genau darüber wird ehrlich gesprochen, sowohl persönlich als auch beruflich.

Das Format ist oft ähnlich: Drei Speaker erzählen ihre Fails – ungeschönt, ehrlich und oft mit einer guten Portion Humor und immer mit wertvollen Learnings. Geplant sind pro Person ca. 10 – 15 Minuten Redezeit. Und im Anschluss gibt es eine offene Fragerunde, bei der das Publikum ihre Fragen stellen kann.

Ein typischer Fuckup Talk besteht aus drei wesentlichen Elementen:

  • Eine ehrliche Geschichte – kein weichgespülter „Ich hätte härter arbeiten müssen“-Fehler, sondern echte Fuckups. Denn Menschen merken, wenn es eigentlich gar kein Fehler war. Das ist so ähnlich wie Perfektionismus als Schwäche anzugeben.
  • Lernmomente reflektieren – Was hätte anders laufen können? Was hätte ich anders machen können? Welche Erkenntnisse haben sich daraus für mich ergeben?
  • Übertrag auf neue Projekte – Was mache ich zukünftig anders? Wie kann ich etwas besser machen? Und wie können andere diese Learnings für sich nutzen?

Im Gegensatz zu klassischen „Lessons Learned“-Meetings ist ein Fuckup Talk kein Pflichttermin mit PowerPoint, sondern ein offener, inspirierender Austausch auf Augenhöhe.

So etablieren Unternehmen Fuckup Talks erfolgreich

Was braucht es um Failure Talks nachhaltig zu etablieren? 

Voraussetzungen für eine funktionierende Fehlerkultur

Ohne Vertrauen keine Lern- bzw. Fehlerkultur. Warum ich lieber von Lern- statt Fehlerkultur spreche, erfährst du hier.

Damit ein Fuckup Talk mehr ist als eine nette Idee, braucht es:

Psychologische Sicherheit

Mitarbeitende müssen wissen, dass Fehler keine Karriere-Killer sind.

Was psychologische Sicherheit ist und wie Unternehmen diese stärken können, kannst du hier lesen.

 

Führungskräfte als Vorbilder

Wenn nur die Mitarbeitenden Fehler zugeben sollen, ist das zum Scheitern verurteilt.

Sinnvoll ist es den ersten Failure Talk mit Führungskräften zu starten.

 

Offene Kommunikation

Ein transparenter und konstruktiver Umgang mit Fehlern muss aktiv gefördert werden.

Mitarbeitende müssen wissen, dass es ok ist Fehler anzusprechen.

 

Was sind die Erfolgskriterien für einen Failure Talk?

Erfolgskriterien

  • Das richtige Format wählen – Intern oder extern? Kleines Team oder großes Publikum?
  • Mut zur Ehrlichkeit – Nur echte Fehler haben Lerneffekte.
  • Reflexion und Transfer – Die Learnings müssen in den Arbeitsalltag übertragbar sein.
  • Nachhaltigkeit sichern – Regelmäßige Failure Talks helfen, die Fehlerkultur langfristig zu stärken.
  • Namen für das Format wählen – Namen und Begriffe erzeugen bei Menschen eine Wirkung, daher kann es sinnvoll sein, schon bei der Namenswahl z.B. eine humoristische Komponente einfließen zu lassen. Eurer Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt – ihr könnt aber auch einen der folgenden Namen verwenden:
    • FlopShop – Locker und einladend, klingt nach einem offenen Austausch über Fehltritte
    • The Oops Summit – Spielerischer Name für ein Event, das Fehlerkultur fördert
    • FailFest – Kurz, knackig, mit Event-Charakter

Warum echte Fails entscheidend sind

Menschen spüren, ob ein Fehler echt ist oder inszeniert. Wenn Fehler nur für die Show präsentiert werden, geht der Lerneffekt verloren. Wer hingegen authentisch erzählt, schafft Vertrauen und inspiriert andere.

Mein Fail und Learning

Das Lernen aus Fehlern kann nur dann seine volle Wirkung entfalten, wenn Menschen spüren, dass der Fehler für den Vortragenden wirklich ein „schmerzhafter“ Moment war – etwas, das er lieber vermieden hätte.

 

Mein persönlicher Fail mit einem Failure Talk 😉

Im Rahmen einer Initiative wollten wir einen Failure Talk veranstalten, um zu zeigen, dass Fehler etwas Natürliches sind und zum Lernprozess dazugehören.

Leider ging der Schuss nach hinten los. Zwar hatten wir Speaker angefragt und sie hatten zugesagt, doch die Auswahl erfolgte nicht auf Basis der Fehler, sondern eher nach dem Prinzip: „Wer würde es machen?“

Das Problem: Die präsentierten Fehler waren eher konstruiert und wurden letztlich als Erfolg verkauft.

Die Mitarbeitenden haben das gemerkt – und genau deshalb kam der Talk nicht so gut an, wie er es eigentlich verdient hätte.

Mein Learning daraus: Die Organisatoren müssen eine Vorauswahl treffen und sicherstellen, dass die präsentierten Fails wirklich echte, lehrreiche Fails sind.

Ein Fail muss authentisch sein – und es muss ein Fehler sein, den andere als solchen erkennen und nachvollziehen können.

Natürlich erfordert das eine gewisse Portion Mut von den Speakern, aber die Erfahrung zeigt: Die Rückmeldungen sind durchweg positiv, und das Teilen echter Fehler wird als echte Stärke wahrgenommen.

Wie geht's? Schritt für Schritt Anleitung für deinen eigenen Failure Talk

1. Planung: Die richtige Vorbereitung ist entscheidend

Ob als HR-Event oder kleines Team-Format – ein Failure Talk braucht gute Vorbereitung.

Wichtige Punkte 📌 :

  • Speaker-Auswahl: Maximal drei Speaker, die wirklich authentische Fails teilen.
  • Termin: Ein Zeitpunkt, an dem die Mitarbeitenden auch wirklich Zeit und Aufmerksamkeit dafür haben.
  • Dauer: Pro Speaker ca. 15–20 Minuten + Zeit für Fragen und Austausch.
  • Kommunikation: Bei unternehmensweiten Events mehrmals ankündigen.
  • Briefing der Speaker: Eine klare Struktur hilft (siehe Punkt 2).
  • Moderation: Wer übernimmt die Eröffnung, Steuerung der Fragerunden und den Abschluss?

2. So strukturierst du den Failure Talk

Ein guter Failure Talk braucht eine klare Story.

Diese Fragen helfen den Speakern bei der Vorbereitung:

  • Was war die Ausgangssituation?
  • Was wollte ich erreichen?
  • Was ist stattdessen passiert?
  • Welche Konsequenzen hatte das?
  • Was habe ich daraus gelernt?
  • Was mache ich heute anders?

(Tipp: Die Speaker müssen nicht alle Fragen beantworten, aber eine klare Story haben.)

 

3. Durchführung des Failure Talks

So könnte ein Ablauf aussehen:

1. Begrüßung & Einführung

2. Speaker 1: Fehlergeschichte + Fragerunde

3. Speaker 2: Fehlergeschichte + Fragerunde

4. Speaker 3 (optional): Fehlergeschichte + Fragerunde

5. Gemeinsame Diskussion & Learnings

6. Abschluss & Reflexion

 

4. Erfolgsfaktoren für den Failure Talk

  • Psychologische Sicherheit: Fehler sind Lernchancen und keine Karriere-Killer
  • Keine Schuldzuweisungen: Fokus auf Erkenntnissen, nicht auf Schuld
  • Vegas-Regel: Was im Failure Talk besprochen wird, bleibt im Failure Talk.
  • Mut zur Ehrlichkeit: Echte Fails bringen echte Learnings.
  • Humor erlaubt – kein Bloßstellen!

Fazit: Warum sich Failure Talks lohnen

Failure Talks sind mehr als nur ein Format – sie sind ein starkes Signal für eine offene Lernkultur.

Sie zeigen, dass Fehler nicht vertuscht, sondern genutzt werden, um besser zu werden. Unternehmen, die sich trauen, Scheitern sichtbar zu machen, profitieren langfristig von mehr Innovation, Vertrauen und Zusammenarbeit.

Fehler passieren – die Frage ist nur, ob wir sie als Hindernis oder als Chance betrachten. Also: Wann startet euer erster Failure Talk?

Hol dir dein kostenloses Fail Template! 🎁

Damit du direkt loslegen kannst, habe ich ein kostenloses Template erstellt, das dir hilft, deinen ersten Failure Talk zu organisieren.

Schreib mir einfach eine kurze Mail an info@venara.de und ich sende es dir zu! 😊

Quellen

Fehler: Warum es so schwer ist, aus ihnen zu lernen – Spektrum der Wissenschaft (abgerufen am 17.02.2025)

Eskreis-Winkler, L., & Fishbach, A. (2019). Not Learning From Failure—the Greatest Failure of All. Psychological Science, 30(12), 1733-1744. https://doi.org/10.1177/0956797619881133